Die homöopathische Therapie
Eine ganzheitliche Therapie
In der Homöopathie wird der Mensch ganzheitlicher betrachtet als in der vorwiegend symptomorientierten Allopathie (andere Heilmethode). Die homöopathische Arznei, die nach einer sehr ausführlichen Beratung gefunden wird, muss in ihrem Arzneimittelbild möglichst viele Lebensbereiche des kranken Menschen abdecken. Dabei werden auch psychische Punke beachtet, die sonst nur in der Psychologie Beachtung finden.
Ein homöopathisches Arzneimittelbild
Nux vomica, die Brechfuss, passt besonders gut für reizbare, nervöse Menschen, die keinen Widerspruch vertragen. Dass diese Menschen oft an den Genuss von Alkohol, Zigaretten und Kaffee gewöhnt sind und zu Krämpfen und akuter oder chronischer Magenschleimhautentzündung neigen, wird kaum überraschen.
Der ganze Verdauungsapparat ist angegriffen, Magenschmerzen, Durchfall oder Verstopfung können auftreten. Nux Vomica fühlt sich durch jeden Hosengürtel beengt, genauso durch seine gehetzte Lebensweise. Er neigt schnell zum Frieren und erkältet sich leicht, wenn er z.B. kalte Füsse bekommt. Bleibt er ruhig, bessern sich seine Beschwerden, verschlimmert werden sie durch Reizmittel, durch Essen und am frühen Morgen.
In den verschiedenen homöopathischen Arzneimittelbildern spielen also nicht nur körperliche sondern auch psychische Beschwerden (Niedergeschlagenheit, Gereiztheit) die Lebensgewohnheiten (Vorlieben, Abneigungen beim Essen etc.) der Körperbau (gross, klein, dick oder dünn) und unsere Reaktionen auf die Umwelt (Wetter) eine Rolle. Auch Ort und Zeitpunkt der Verbesserung bzw. Die Verschlechterung der Symptome findet Berücksichtigung. Jeder gute Homöopath wird die Behandlung so individuell wie möglich gestalten. Um das richtige Mittel zu finden, muss er den Mensch und seine Beschwerden mit allen Besonderheiten erfassen.
Dies verlangt nicht nur vom Therapeuten eine genaue Beobachtungsgabe, sondern auch vom Patienten eine äusserst präzise Schilderung seiner Beschwerden.
Die homöopathische Anwendung
Bei vielen Alltagsbeschwerden wie Schnupfen, Husten, Durchfall usw. kann auch der Laie die homöopathische Arznei zur Selbstbehandlung verwenden. Selbstverständlich muss der Laie ebenso wie der ausgebildete Homöopath alle Regeln und Grundsätze der Homöopathie beherrschen. Nur durch die Kenntnis der Wirkungsweisen der Mittel und der Arzneimittelbilder ist es möglich, mit der Behandlung erfolgreich zu sein.
Die Grenze der Selbstbehandlung
Es gibt allerdings Grenzen der Selbstbehandlung, denn keine Hausapotheke kann einen erfahrenen Homöopathen ersetzten.
Hier ist die Selbstbehandlung möglich:
- Bei ungefährlichen Krankheiten wie Husten, Schnupfen, Halsschmerzen, Durchfall usw.
- Als erste Hilfe (bis der Arzt eintrifft) bei Verletzungen, Kollaps usw.
- Als eine Medizinische Hilfe aus Reisen.
Hier sollte der erfahrene Therapeut oder Arzt hinzugezogen werden:
- wenn Beschwerden immer wieder kehren.
- Bei chronischen Krankheiten.
- Bei ernsthaften akuten Beschwerden.
Potenz und Dosierung
Im Symptomregister sind zu jedem Mittel die aus der Erfahrung gewonnenen Potenzen angegeben. Bei Mitteln die keine genaue Angabe zur Einnahme haben, gilt folgende Regel:
- Bei niedrigen Potenzen (bis zur D8), die bei akuten Fällen eingesetzt werden: Dreimal Täglich eine Gabe. Und bei ernsten Fällen auch alle ein bis zwei Stunden.
- Mittlere Potenzen (wie D12 oder D15) ein bis zwei Mal täglich eine Gabe, am besten abends.
- LM Potenz über einen längeren Zeitraum hinweg einmal täglich eine Gabe. LM Potenzen nie direkt auf die Zunge geben sondern immer mit Flüssigkeit verdünnen, sonst besteht die Gefahr einer starken Erstverschlimmerung.
Unter einer Gabe versteht man:
- 5 Tropfen
- 5 Globuli
- 1 Tablette
Bei akuten Beschwerden und zur Ersten Hilfe empfiehlt es sich, eine Gabe in einem Glas Wasser aufzulösen und über eine Stunde verteilt, schluckweise zu trinken.
In allen Fällen nehmen sie eine Gabe mit einem Plastiklöffel (auf keinen Fall Metall verwenden) direkt in den Mund oder träufeln sie direkt auf die Zunge und warten sie ein bis zwei Minuten bevor sie schlucken. Durch diese Art der Einnahme beschleunigt und verstärkt sie die Wirkung, da ein Teil der Arznei über die Mundschleimhaut aufgenommen wird.
Wichtig!
Eine Viertelstunde vor und nach der Einnahme des homöopathischen Mittels sollte man auf Essen und Trinken, auf Kaugummi, Zähneputzen und Rauchen verzichten.
Nach Verbesserung der Beschwerden reduzieren Sie die Einnahme des Mittels und nehmen nur mehr die Hälfte der Gabe ein. Bei vollständigem Abklingen der Beschwerden setzen sie das Mittel ab.
Aufhören mit der Einnahme eines Mittels sollte man:
- Wenn sich ihre Beschwerden verschlimmern, ausser es handelt sich um eine kurzdauernde Erstverschlimmerung.
- Wenn sich ihre Beschwerden ändern oder neue auftreten.
- Wenn das Mittel ausgewirkt hat, dass heisst wenn sich ihre Beschwerden nicht weiter bessern.
- Wenn sich ohne sichtbaren Grund eine Abneigung gegen das Mittel verspüren.
- Und selbstverständlich wenn sie gesund sind.
Die Erstverschlimmerung
In der Homöopathie die genaue Dosierung der Arzneien von grosser Bedeutung. Zu grosse und ungenaue Gaben helfen meist schlechter. Homöopathische Medikamente haben keine Nebenwirkungen. Bei falscher Dosierung kann es allerdings zu einer sehr starken Erstverschlimmerung kommen ( das heisst, es gibt eine Überreaktion und die Beschwerden verschlimmern sich) meist ist dies aber auch ein Hinweis darauf, dass das richtige homöopathische Mittel gefunden wurde. Wenn man sich in einer solchen Überreaktion befindet sollte mann die Einnahme des Mittel stoppen und genau beobachten ob ein Abklingen der Krankheitssymptome eintritt. Wenn sich allerdings keine Besserung bemerkbar macht, prüfe man erneut die Wahl des Mittels anhand der Arzneimittelbilder.
Der Repertorisationsbogen
Der Repertorisationsbogen dient zur Aufnahme des Beschwerdebildes und erleichtert die Suche nach dem richtigen Arzneimittel.
Der Repertorisationsbogen ist mit einem Fragenkomplex ausgestattet und in drei Hauptgruppen unterteilt:
- Hauptsymptom
- Allgemeingefinden
- Begleitsymptome
Diese drei Gruppen sind wieder in kleinere Fragegruppen unterteilt:
- Gruppe I: Das Hauptsymptom
1. Was ist ihre Hauptbeschwerde?
2. Wie ist die genaue Empfindung des Symptoms?
3. Wann und wodurch kommt es zur Besserung?
4. Wann und wodurch kommt es zur Verschlechterung?
5. Warum wurden sie krank?
- Gruppe II: Das Allgemeinbefinden
6. Aussehen und körperliche Merkmale (gross,klein,dick,dünn usw.)
7. Psychische Merkmale (Gereiztheit, nervös, ängstlich, aktiv, passiv,
humorvoll usw.)
8. Eigenheiten, Gewohnheiten und Vorlieben (beim Essen usw.)
- Gruppe III: Begleitsymptome
9. Jedes Begleitsymptom muss genau so wie das Hauptsymptom abgefragt
werden!
Die so erfassten Daten bzw. Informationen zum Krankheitsbild werden auf dem Repertorisationsbogen unter der Rubrik "Symptome" festgehalten. Danach werden aus dem
"Homöopatischen Symptomenregister" unter dem Namen der Beschwerde
( z.b.Kopfschmerzen) festgehaltenen, passenden Arneimittel herausgesucht. Und im Repertorisationsbogen in der Rubrik "Auswertung"eingetragen.
Die Auswertung
Die im Symptomenregister unter der Beschwerde beschriebenen Arzneimittelbilder werden nun einzeln mit dem im Repertorisationsbogen festgehaltenen Krankeitsbild verglichen. Jede Übereinstimmung, beim Hauptsymptom , beim Allgemeinbefinden und bei den Begleitsymptomen, wird im Auswertungsteil des Repertorisationsbogen unter dem ensprechenden Arzneimittel mit einem Kreuz gekennzeichnet. Nach der gesamten Auswertung wird das Arzneimittel, dass die meisten Kreuzchen hat, also die meisten Übereinstimmungen mit dem Krankheitsbild aufweist, für die Erstbehandlung herangezogen. Gehen aus der Arneimittelprüfung jedoch zwei oder mehr Mittel mit der gleichen Anzahl Kreuzchen hervor, muss die Fallaufnahme noch differenzierter wiederholt werden.